Online Language Training
Sprachunterricht über Online-Programme
Einer der modernsten Formen des Sprachunterrichtes sind Online-Trainings-Programme. Allerdings müssen sie von einem entsprechend geschulten Trainer möglichst DaF-zertifiziert durchgeführt werden. Doch auch das reicht noch nicht, erst die entsprechenden Tools können das Beste aus dem Medium für jeden herausholen.
Doch es gibt auch gegenläufige Meinungen.
Studien zeigen bei E-Learning Grenzen
Das IWM* ist ein außeruniversitäres Forschungsinstitut in Tübingen und beschäftigt sich seit 2001 mit den Fragen des Wissenserwerbs und der Wissenskommunikation mit Hilfe digitaler Medien.
Als Mitglied der Leibniz-Gemeinschaft kümmert sich das IWM nicht nur um Grundlagenforschung, sondern schafft auch Anwendungen für die Praxis. Die IWM Wissenschaftler forschen interdisziplinär und arbeiten mit Experten der Medienentwicklung, Hochschulen, Museen und der Wirtschaft zusammen.
Die Psychologin Nicole Behringer, eine wissenschaftliche Mitarbeiterin des Institutes, forscht insbesondere im Bereich kollaboratives Lernen mit Social-Software und hat dabei festgestellt, dass E-Learning eine ganze Reihe Hürden mit sich bringt, die anscheinend nicht so leicht während einer Generation zu lösen sind. Die sozialen Faktoren – z.B. das eigene Selbstkonzept, oder die Gruppenkon¬stellationen, beeinflussen kohärent den Austausch von Wissen. Ihre Dissertation beschäftigt sich mit der Frage, was Lernende motiviert, eben sich nicht mehr nur passiv in Lern-Netzwerken zu bewegen, sondern aktiv eigene Beiträge beizusteuern.
Hindert digitale Interaktion ganzheitliches Lernen?
Im Verlauf der Studie wurde es ziemlich deutlich, wie schwierig es ist, Lernende zu einer Interaktion am heimischen Bildschirm zu bewegen. Aus der Lern-Forschung wissen wir aber, wie wichtig gerade die repetitiven Anteile einer Interaktion für die Aufnahme von Wissen ist.
Einmal mehr zeigen diese Erkenntnisse, dass Lernen und die entsprechenden Tools einen erst dann zu einem wesentlichen Erfolg führen, wenn es gelingt, einen interaktiven Wissenstransfer zu gestalten.
Weitere entscheidende Faktoren, die in vielen Studien noch keine große Beachtung gefunden haben, sind Parameter aus dem Bereich der Softskills, wie die allgemeine Disziplin oder Selbstorganisation beim Lernen. Für die fehlende soziale Komponente wird versucht, Verfahren zu entwickeln, um eine Art virtuellen Klassenraum zu schaffen. Webinare nutzen diese Kommunikations-Form und Technik seit geraumer Zeit, doch die lernsteigernde Wirkung dieser virtuellen Community ist meist marginal und führt nicht zu den erwünschten Lernfortschritten. Was fehlt, ist die Identifikation mit den Personen einer Community. Dazu Nicole Behringer: „Wenn man sich beispielsweise mit der Lerncommunity identifiziert, bedeutet das, gern zu dieser Community zu gehören und sich der Community verbunden zu fühlen. Die Forschung hat gezeigt, dass eine hohe Identifikation in Zusammenhang steht mit einer hohen Bereitschaft sich für die Gruppe zu engagieren.“
Identifikation ist der Schlüssel für Lernerfolge
Gelten die Ergebnisse auch für die neu entwickelten Online-Sprachkurse? Können sich gegenseitig motivierende Lern-Communitys gebildet werden und vor allem, wie lassen sich die Mehrwerte dann tatsächlich messen und mit einschlägigen klassischen Lernerfolgen, zum Beispiel durch Präsenzseminare, vergleichen?
Richtig ist, dass hier die Forschung noch in den Kinderschuhen steckt, denn Analyse-Modelle bestehen noch wenige und die Fragmentierung der angebotenen E-Learning-Methoden erschwert die Erhebungen immens.
Trotzdem ist E-Learning schon dabei, aus dem Teenager-Alter zu entwachsen. Drehen sich doch die mediengestützten Lernformen nicht mehr nur um pädagogisch-didaktische Prinzipien, sondern berücksichtigen meist auch den Kontext, sowie Ziele und Methoden der angesprochenen Anwendung (vgl. Issing & Klimsa, 2009): E-Learning ist über das audiovisuell aufbereitete Lernmaterial hinausgewachsen und bietet zunehmend vielfältige Lernformen an, unter anderem als Trainingssoftware, nach dem Reiz-Reaktions-Prinzip zum Aneignen von Faktenwissen und Routinetheorien, oder als rollenspielähnliche Simulation, um vernetztes Denken zu proben, bis hin zur interaktiven Bearbeitung offener Aufgaben.
Doch in sich selbst bleibt es ein selbstzusteuerndes Werkzeug mit einem hohen Anspruch an die Eigensteuerung des lernwilligen Nutzers.
Die neuen Generation ticken anders
Genau dies kann durch eine dezidierte Lösung auf Community-Basis gestaltet werden. Inzwischen ist eine Generation herangewachsen, die ihre sozialen Werte und das Verhalten zu 90% auf digitalem Austausch auslebt. Der Messenger ist in vielen Bereichen der jungen, karriereorientierten Erwachsenen das Bindeglied für die Gruppe.
- 100 Milliarden Nachrichten werden jeden Tag über WhatsApp und den Messenger verschickt
- 3 Milliarden Minuten Video und Voice-Telefonate finden jeden Tag statt.
- 1,3 Milliarden Menschen nutzen den Messenger aktiv
- 200 Millionen Berufliche Gruppen in Messenger werden genutzt
Gruppen setzen sich aus Interessen zusammen, gleiche Interessen sind die Grundlage einer Community. Die sozialen Kontakte sind dabei für die neuen Generationen entscheidende Kulturdimension und Teil deren persönlichen Kultur. Hier kommt es also zu einem Shift im Kulturverständnis von Kommunikation.
Dies führt auch zu einem anderen Lernverhalten der neuen Generationen. Es hat sich gezeigt, dass wenn alle Parameter und die entsprechenden Tools eingesetzt werden, die Online-Trainings bei jüngeren Teilnehmern bis zu 35 Jahren dem Präsenzunterricht überlegen sind. Neurowissenschaftler haben dafür eine Erklärung. Die dezidierte Anwendung bringt eine Option mit sich, die im Präsenzunterricht nicht möglich ist.
Die Neuen digitalen Natives kennen nichts anderes
Jeder Teilenehmer muss sich dezidiert an den Rechner setzen, ist in einem interaktiven Programm eingebunden und folgt einem bestimmten Pfad des Trainings-Curriculums. Die digital-affine Kultur der Teilnehmer erleichtert es ihnen, genau die Skills einzusetzen, die bis dato als Hindernisse galten.
Die Ablenkung ist, aus natürlichen Gründen, auf ein Minimum beschränkt und das limbische System kann am vollen Geschehen am Bildschirm teilnehmen. Da dadurch, ebenso wie im Präsenzunterricht, über alle Sinnesreizungen die entsprechenden Lernareale dezidiert angesprochen werden können, ist der Einfluss auf das Lernverhalten eminent. Werden vom Lehrer dann diese pädagogischen Vorteile genutzt und in entsprechende Präsentation und Tools umgesetzt, ist die Wirkung fast wie eine Implantierung von Wissen und Training.
Voraussetzung dafür ist, dass die Lernsituation des Teilnehmers aber ebenso die Wirkungsweise und Erfordernisse für ein erfolgreiches Online-Lernen kennt. Dies ist natürlich nicht immer der Fall, kann aber durch bestimmte, dem Training vorgelagerte Events, ausgeglichen werden.
Bisherige, auf solche Weise durchgeführten Kursen, haben zu ausgesprochen positiven Ergebnissen geführt. Insbesondere die Vorbereitung auf Examen und das Sprachen lernen haben besonders gut abgeschnitten.